WIE SICHER IST UNSERE ERNÄHRUNG IN KRISENZEITEN

Noch vor hundert Jahren hätte niemand den Sinn der Vorratshaltung in Frage gestellt. Allerdings gab es damals auch noch keine Milch aus dem Kühlschrank und keinen Strom aus der Dose. Heutzutage verschleiern gefüllte Regale die Zerbrechlichkeit unserer Wohlstandsgesellschaft. Krisen passieren im Fernsehen, und Not erleiden grundsätzlich andere.

Es geht um die Sicherstellung unserer Ernährung

Angesichts unseres reich gedeckten Tisches scheint solches Vorsorgedenken manchem vielleicht weit hergeholt zu sein. Und doch ist die Sicherstellung unserer Ernährung gar nicht so selbstverständlich, wie viele annehmen. Sie kann durch vielerlei Ursachen beeinträchtigt werden, wie z. B.

Ernteausfälle durch Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten

Naturkatastrophen

eine Energiekrise

Internationale Ereignisse und Konflikte

Schon diese wenigen Beispiele genügen, um mögliche Störfaktoren bei unserer Versorgung aufzuzeigen. Und Österreich ist keine "Insel der Seligen". Der heiße trockene Sommer 1992 z.B. hatte starke Ernteausfälle zur Folge.

Die Folgen des Strukturwandels

Bei der Ernährungsvorsorge müssen wir auch den Strukturwandel, den unsere Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, berücksichtigen.

Im Gegensatz zu früher, sind heute unsere landwirtschaftlichen Betriebe weitgehend mechanisiert, also auf den Einsatz von Maschinen angewiesen. Meist haben sie sich spezialisiert, z.B. auf Schweinehaltung, Rinderhaltung oder Getreideanbau. Das hat zur Folge, daß diese Betriebe im starken Maße von Vorleistungen abhängig sind. Wäre z.B. die Einfuhr von Futtermitteln
unterbrochen, ginge die Erzeugung sofort zurück. Das gleiche gilt, wenn Dünger oder Pflanzenschutzmittel fehlen oder wenn es keine Ersatzteile für Maschinen gibt oder der nötige Treibstoff fehlt.

Wie störanfällig ist unser Versorgungssystem

Alle wichtigen Verbrauchsgüter, besonders Lebensmittel werden über ein gut funktionierendes Verteilersystem zum Einzelhandel transportiert. Das garantiert ständig frische Ware und erspart den großen und kleinen Lebensmittelhändlern die kostspielige Lagerhaltung. Aber dieses System ist störanfällig. Schon vereiste oder verschneite Straßen können Ortschaften von der Lebensmittelversorgung abschneiden - Hochwasser oder Erdbeben unter Umständen sogar eine ganze Region.

Behördliche Maßnahmen im Katastrophenfall

Wenn durch das freie Spiel von Angebot und Nachfrage im Marktgeschehen eine sozialgerechte Versorgung nicht mehr garantiert ist, oder im Katastrophenfall - z.B. bei großräumiger Verstrahlung nach einem Reaktorunfall - hat die staatliche Verwaltung die Möglichkeit, regulierend in den Wirtschaftsablauf einzugreifen.

Sie kann beispielsweise

die Zuteilung von Saatgut, Dünge- und Futtermitteln regeln;

sie kann festlegen, welche der produzierten Erzeugnisse an die nächste Verarbeitungsstufe oder an den Verbraucher abzuliefern sind;

sie kann bestimmen, wie die Erzeugnisse be- und verarbeitet werden;

sie kann auch regulierend auf den Preis einwirken.

Selbstverständlich können solche Vorschriften nur dann erlassen werden, wenn aufgrund einer Krise nicht mehr genügend Lebensmittel zur Verfügung stehen

Die Organisation der Zuteilung

In Krisenzeiten geht es darum, die verfügbaren Lebensmittel sozialgerecht zu verteilen;

jedem Bürger auf leicht verständliche Art mitzuteilen, was ihm an Fleisch, Wurst, Brot usw. in einem bestimmten Zeitraum zusteht.

Organisatorisch läßt sich die Zuteilung am besten über das System der Lebensmittelkarten abwickeln, die bei den Bezirkshauptmannschaften aufliegen

Organisation und Zuteilung brauchen Zeit. Bis Sie im Notfall eine Lebensmittelkarte verwenden können, vergehen ca. zwei Wochen. Wußten Sie das?

"In guten Jahren lege Vorräte für zwei schlechte an",

lautet eine alte Lebensweisheit.

Heute empfiehlt der Zivilschutzverband: "Der beste Rat ist VORRAT".

Ein vernünftig zusammengestellter Lebensmittelvorrat hilft Ihnen, Krisensituationen leichter zu überstehen

Und hier muß es nicht die ganz große Katastrophe sein

Stellen Sie sich vor: Es kommen unerwartet Gäste, Sie können wegen einer Erkrankung das Haus nicht verlassen, weil es draußen schneit oder akute Glatteisgefahr besteht.

GfGR Othmar Gruber

Ortsleiter des NÖ. Zivilschutzverbandes