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Atomarer Super-Gau in Japan?
Nach dem verheerenden Erdbeben und der anschließenden Tsunami-Welle in Japan gibt es vermehrt Berichte über Störfälle in japanischen AKW´s. Besonders betroffen ist das Atomkraftwerk in Fukushima. Bereits am Freitag gab es eine heftige Detonation im Reaktor 1 des AKW´s. Montag wurde von einer weiteren Explosion am Reaktor 3 berichtet.Der Österreichische Zivilschutzverband informiert Sie darüber, wie Sie für den Fall der Fälle vorsorgen und sich schützen können. „Laut vielfacher ExpertInnenmeinung ist Österreich durch einen möglichen atomaren Supergau in Japan nicht gefährdet“, so das österreichische Umweltministerium.
Präsident Hüttmayr: „Wir müssen jetzt handeln!"
Das Erdbeben in Japan mit seinen dramatischen Folgen für einige
Kernkraftwerke muss auch uns in Europa wachrütteln, gibt der Präsident des
Österreichischen Zivilschutzverbandes, LAbg. Bgm. Anton Hüttmayr, zu
bedenken.
Mehr als 90 aktive Atomkraftwerke gibt es derzeit in Europa - alleine 22 davon in unmittelbarer Nähe zu Österreich. Daher fordert Präsident Hüttmayr, dass alle europäischen Kernreaktoren umgehend auf Erdbebensicherheit und Sicherheit bei anderen Naturkatastrophen überprüft werden.
Gerade heuer, 25 Jahre nach dem Super-GAU von Tschernobyl, sei es
endlich an der Zeit, das Thema Kernkraftsicherheit im öffentlichen Empfinden
wieder in den Vordergrund zu rücken. Der Zivilschutzverband sehe es seit
Jahrzehnten als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, die Bevölkerung im
Bereich Atomkraft nicht nur objektiv zu informieren, sondern auch mit Rat
und Tat zur Seite zu stehen. „Wir dürfen nicht warten, bis auch in unserer
Nachbarschaft wieder ein Atomunglück passiert - wir müssen jetzt handeln",
sagt Zivilschutz-Präsident Anton Hüttmayr.
Schützen Sie sich durch Vorsorge!
Was Sie vor und während dem Durchzug der radioaktiven Wolke tun sollten:
- Im Freien befindliche Gegenstände (Spielsachen, Wäsche, etc) und Haustiere ins Haus bringen
- Alle Fenster und Türen schließen, Lüftungen abschalten
- Achten Sie auf Zugluft, da hier Luft von außen eindringen kann
- Bei alten Fenstern und Türen die Fugen mit breiten Klebestreifen verkleben
- Vermeiden Sie den Aufenthalt im Freien
- Bei notwendigem Aufenthalt im Freien, sollte leicht zu reinigende Kleidung und ein Mund-/Nasenschutz getragen werden
- Staubabsorbierende Raumfilter oder spezielle „Strahlenschutzfilter" für Wohnungen verwenden
- Bei kürzerem Aufenthalt im Freien, verwenden Sie feuchte Tücher für den Mund und Nasenbereich
- Bevorzugen Sie Räumlichkeiten mit massivem Mauerwerk und wenig Fenstern
Bei der richtigen Bevorratung ist es wichtig auf die Auswahl des Vorrates zu achten. Hochwertige, leicht verdauliche und lange haltbare Lebensmittel sind unumgänglich. Achten Sie dabei auf Kleinkinder und ältere Menschen, da diese meist eigene Kost benötigen (Baby- oder Diätnahrung). Vergessen Sie dabei nicht auf Ihre Haustiere.
Wichtige Medikamente, Hygieneartikel und Trinkwasser gehören ebenso zur Bevorratung, wie ein Notgepäck mit den wichtigsten Dokumenten.
Auf den Seiten des Zivilschutzverbandes (http://www.siz.cc/ und http://www.zivilschutzverband.at/) stehen Ihnen Broschüren und Ratgeber zu diesem Thema gratis als Download zur Verfügung.
Kennen Sie das österreichische Strahlenfrühwarnsystem?
Österreich verfügt über ein Strahlenfrühwarnsystem mit 336 Messstationen. Auf der ORF-Teletextseite 623 können die Daten des Strahlenfrühwarnsystems von jedermann eingesehen werden.
Sind Sie vertraut mit der Bedeutung der Warn- und Alarmsignale?
Österreichweit gibt es mehr als 8.100 Sirenen, welche im Notfall die Bevölkerung flächendeckend alarmieren.
WARNUNG3 Minuten gleich bleibender Dauerton - Herannahende Gefahr!
Radio oder Fernseher (ORF) bzw. Internet (http://www.orf.at/) einschalten, Verhaltensmaßnahmen beachten!
ALARM1 Minute auf und abschwellender Heulton - Gefahr!
Schützende Bereiche bzw. Räumlichkeiten aufsuchen, über Radio oder Fernsehen (ORF) bzw. Internet (http://www.orf.at/) durchgegebene Verhaltensmaßnahme befolgen.
ENTWARNUNG1 Minute gleichbleibender Dauerton - Ende der Gefahr!
Weitere Hinweise über Radio oder Fernsehen (ORF) bzw. Internet (http://www.orf.at/) beachten.
Informationen zu Kaliumjodidtabletten
Für einen Ernstfall bevorratet Österreich zum Schutz der Risikogruppen (Kinder, Schwanger und Stillende, Jugendliche und junge Erwachsene bis 40 Jahre) ausreichend Kaliumjodidtabletten. Für diese Zielgruppen hat Österreich 6 Millionen Packungen zu je 10 Tabletten in allen Apotheken, ärztlichen Hausapotheken und Krankenanstalten gelagert.
Kaliumjodidtabletten sollten nur auf ausdrückliche Anordnung der Gesundheitsbehörden ausgegeben und eingenommen werden. Eine vorsorgliche Einnahme wäre sinnlos und eventuell sogar schädlich.
Interview mit DI Dr. Mario Villa, Experte des Atominstituts Wien
Zivilschutzverband (ÖZSV):Aus dem aktuellen Anlass in Japan / Fukushima.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bereits zu einer Kernschmelze in einem Reaktor gekommen ist?
Mario Villa: Es gibt Messwerte, rund um die einzelnen Anlagen, bei denen ein erhöhter Wert von Jod und angeblich Cäsium 137 gemessen wurde. Das sind Isotope, die freigesetzt werden, wenn erhöhte Temperaturen und eine fehlende Kühlung vorhanden sind. Man kann vermutlich davon ausgehen, dass es durch die nicht vorhandene Kühlung, zu Schäden an der Brennelementhülle gekommen ist. Durch die verschiedenen Materialien ist schwer zu bestimmen, ob es bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist.
ÖZSV: Wie sieht das Worst Case Scenario aus?
Villa: Wenn es bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist, ist der Umstand für Japan fast positiv zu werten, da mittlerweile 3 Tage nach dem Reaktorunfall vergangen sind. Die Nachzerfallswärme, welche gekühlt werden muss, nimmt ebenfalls mit der Zeit ab. Solange der Reaktordruckbehälter, mit einer 25 Zentimeter dicken Wandstärke, intakt ist, ist nicht mit der Freisetzung einer radioaktiven Wolke zu rechnen. Der „Worst Case" wäre wenn der Reaktordruckbehälter nicht mehr standhält.
ÖZSV: Besteht eine Gefährdung für die Bevölkerung Europas, für Österreich?
Villa: Für Österreich besteht aufgrund der Distanz keine Gefährdung. Die Evakuierung in Japan selbst, ist eine vorbeugende Maßnahme. Sollte es gelingen, den Reaktor in den nächsten Tagen zu kühlen, hoffe und wünsche ich mir für Japan, dass die Japaner das Szenario in den AKW´s in Kombination mit dem Erdbeben und dem Tsunami in den Griff bekommen. Sollte es zu massiven Freisetzungen kommen, wäre es wünschenswert, dass die Windrichtung auf das Meer hinausgeht.
ÖZSV: Wie hoch ist Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Situation auch in den umliegenden AKW´s auftritt?
Villa: Meines Erachtens ist die Erdbebenlage in Europa nicht mit den Erdbeben in Japan zu vergleichen. Wenn man sich den Unfallverlauf in Japan ansieht, dann hätte das Erdbeben alleine die Kraftwerke höchstwahrscheinlich beschädigt, durch den nachfolgenden Tsunami wurden aber die gesamten Strukturen für die Notkühlung weggespült. Diese Kombination aus Erdbeben und Tsunami kann man rund um Österreich ausschließen.
(Quelle: Österreichischer Zivilschutzverband)
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