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Gefährliche Stoffe: Unfallursachen und der Faktor Mensch

Chemie/ Gifte/ Toxische Stoffe/ Dämpfe

Menschliches Fehlverhalten ist die Hauptursache für Industrieunfälle. Die Häufigkeit von 50 % ist allerdings mit Vorbehalt zu betrachten, da auch die anderen Ursachen zumindest teilweise mit dem "Faktor Mensch" zusammenhängen dürften. So sind bestimmte technische Mängel oft auf Planungsfehler oder mangelhafte Instandhaltung zurückzuführen. Auch unkontrollierte, oder besser gesagt unkontrollierbar werdende chemische Reaktionen entstehen nicht von selbst, sondern werden durch Planungsfehler, mangelnde Kontrolle, Fehler im Organisationsablauf etc. verursacht.

Ein ganz normaler Unfall
Der Reaktorunfall von Three Mile Island war zwar ein Nuklearunfall, er wurde aber sehr eingehend untersucht und kann durchaus auch als Beispiel für andere Industriezweige dienen. In dem Buch "Normale Katastrophen" von Charles Perrow wird er auch als "ganz normaler Unfall" bezeichnet. Die entscheidende Phase des Unfallverlaufes wird so beschrieben:
"Durch das Ausfallen der Dampfturbine musste die Wärme im Reaktorkern abgeführt werden. Deshalb sprangen die Notspeisewasserpumpen an, um den Sekundärkreislauf des Reaktors jenes Wasser neu zuzuführen, das verdampft, wenn es nicht zirkulieren kann. Die zugehörigen Leitungen waren jedoch gesperrt: Zwei Tage zuvor erfolgten Wartungsarbeiten, die Verschlussventile wurden versehentlich nicht wieder geöffnet. Am riesigen Steuerpult der Anlage gab es zwei Messanzeiger, denen man hätte entnehmen können, dass diese Ventile geschlossen waren. Der eine wurde allerdings durch einen Reparaturzettel verdeckt, der über ihn an einem Schalter hing. Acht Minuten später als dem Bedienungspersonal das Verhalten der Anlage mysteriös erschien, kamen sie dahinter. In dieser kurzen Zeitspanne war der größte Schaden bereits geschehen."

Faktor Mensch von grundsätzlicher Bedeutung
Der in Österreich leider bestens bekannte Absturz des Lauda Air-Jets "Mozart" im Jahr 1991 hat die Probleme des Bedienungspersonals mit moderner Technik ebenfalls auf tragische Weise verdeutlicht. Nachdem mehrere Theorien über die Absturzursache aufgestellt und wieder verworfen wurden, gilt derzeit das Vorliegen eines Computerfehlers als wahrscheinlichste Ursache, zumal der Hersteller zwei Monate nach dem Absturz Umbauten verfügte und die Betriebs- und Wartungsanweisungen änderte. Dieser Absturz ist für die Bewertung des "Faktors Mensch" bei Industrieunfällen von grundsätzlicher Bedeutung.
Es lassen sich daraus mehrere Erkenntnisse ableiten:
- Selbst modernste technische Großgeräte, vom besten Hersteller und Betreiber, sind nicht gegen interne, von der Umwelt unabhängige Störfälle gefeit.
- Die vorhandenen Sicherheitssysteme, mit Erfahrung gestaltet und in scheinbar perfekten Simulatoren erprobt, können gegen bestimmte Störfälle wirkungslos sein.
- Moderne Technik ist dermaßen komplex geworden, dass bei gewissen Störsituationen weder die Bedienungsmannschaft, noch die nach solchen Katastrophen eingesetzten Untersuchungskommissionen die technischen Vorgänge völlig durchschauen können.
- Letzteres gilt erhöht für elektronische Hard- und Software. Diese ist schwer kontrollierbar und wegen ihrer Miniaturisierung prinzipiell störanfällig.
- Die laufende Verringerung des Bedienungs- und Instandhaltungspersonals war und ist für die Sicherheit schädlich.

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