Kaliumjodidtabletten
Atom/ Nuklear/ AKW/ Gau
Radioaktives Jod kann einen erheblichen Beitrag zur Strahlendosis liefern. Dies führt vor allem zu einer Strahlenbelastung der Schilddrüse, wobei Kinder stärker gefährdet sind als Erwachsene.Aufgrund der bisherigen Auswertungen der Schilddrüsenkrebsrate weißrussischer Kinder nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl wurde dieser Umstand leider zur traurigen Gewissheit.
Durch die zeitgerechte Einnahme von Kaliumjodidtabletten bei einer großräumigen Verstrahlung kann die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse verhindert werden und damit ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion der Strahlenbelastung erfolgen.
Bei geringerer Strahlenbelastung (Interventionsschwelle für Kinder) ergeht die Empfehlung zur Einnahme von Kaliumjodidtabletten zunächst für Kinder und Jugendliche bis unter 18 Jahre. Erst bei höherer Strahlenbelastung (Interventionsschwelle für junge Erwachsene) wird die Einnahme zusätzlich folgenden Personen empfohlen:18- bis unter 40-jährigen Erwachsenen, einschließlich Schwangeren und Stillenden.
Für die Gruppe der über 40-jährigen wird die Einnahme von Kaliumjodidtabletten generell nicht empfohlen, da dadurch das Risiko zur Auslösung einer Schilddrüsenüberfunktion größer wäre, als der positive Effekt des Schutzes vor der Strahlenbelastung. Beachten Sie die Hinweise auf dem Beipackzettel! Der Grund liegt in einer erhöhten Jod-Empfindlichkeit dieser Altersgruppe, die in ihrer Kindheit und Jugend - vor Einführung der Speisesalzjodierung im Jahre 1963 - teilweise unter Jodmangel gelitten hat. Bei den übrigen Altersgruppen besteht diese erhöhte Empfindlichkeit nicht.
Wann sollen Kaliumjodidtabletten eingenommen werden?
Kaliumjodidtabletten dürfen nur auf ausdrückliche Anordnung der Gesundheitsbehörde eingenommen werden.
Eine derartige öffentliche Aufforderung ist nur zu erwarten, wenn es in Grenznähe zu einem schwersten Kernkraftwerksunfall kommt, bei dem massiv radioaktives Jod freigesetzt wird und auf Grund der Wetterbedingungen mit einer massiven Verfrachtung des radioaktiven Jods nach Österreich zu rechnen ist.
Eine vorsorgliche Einnahme, ohne dass Österreich von einem schweren Reaktorunfall betroffen ist, ist völlig sinnlos! Kaliumjodidtabletten sind keine universell wirksamen "Strahlenschutztabletten". Sie schützen bei zeitgerechter Einnahme nur die Schilddrüse vor Radiojod, das durch Atmung oder Nahrung in den Körper gelangt. Sie schützen nicht gegen andere radioaktive Substanzen und nicht gegen Strahlung, die von außen auf den Körper einwirkt. Aber gerade die Schilddrüse kann durch Jod 131 eine hohe Dosis bekommen und bedarf daher eines besonderen Schutzes.
Zusätzlich erforderliche Schutzmaßnahmen (z.B. vorübergehender Aufenthalt in geschlossenen Räumen, (Nahrungsmittelkontrolle) werden dadurch keineswegs überflüssig!
Auch Kaliumjodidtabletten haben wie alle Medikamente nur eine begrenzte Haltbarkeit. Achten Sie daher bitte auch auf das Ablaufdatum.
Bei Vorliegen von Erkrankungen und im Zweifelsfall den Hausarzt befragen.
Bedenken Sie! Diesen wichtigen Schutz können Sie nur ergreifen, wenn Sie die Kaliumjodidtabletten rechtzeitig besorgen.
Wie kommen Sie in Österreich zu den Tabletten?
Sie können die Tabletten für Ihr Kind/Ihre Kinder (bis unter 18 Jahre) kostenlos und formlos in der Apotheke oder beim Hausapotheken führenden Arzt für die Heimbevorratung abholen. Erwachsene von 18 bis unter 40 Jahre können die Tabletten in der Apotheke oder beim Hausapotheken führenden Arzt zu einem geringen Preis kaufen..
In Kindergärten, Horten und Schulen wird die erste Tagesdosis Kaliumjodid für Ihr Kind bereitgehalten. Für Kinder in Kinderheimen oder Internaten liegt eine komplette Einzelpackung zu 10 Tabletten auf. Damit kann Ihr Kind rechtzeitig geschützt werden, wenn die Aufforderung zur Tabletteneinnahme während der Schul- oder Kindergartenzeit erfolgt. Für die Abgabe der Kaliumjodidtabletten an Ihr Kind im Schul-, Internats-, Kindergarten-, Hort- und Kinderheimbereich ist das Vorliegen Ihres Einverständnisses erforderlich.
Bei Fehlen einer Heimbevorratung (z. B. auch im Urlaub) können Sie die Tabletten im Katastrophenfall vor Eintreffen der radioaktiven Wolke für Ihr Kind in der Apotheke, beim Hausapotheken führenden Arzt oder in öffentlichen Krankenanstalten kostenlos beschaffen, da dort größere Vorräte gelagert werden.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
- Abschirmen von Gebäuden
- Verschiedene Arten der Strahleneinwirkung
- Tschernobyl - die Auswirkungen
- Sicherheitswohnung ohne Filter
- Strahlenalarm: Schutzmaßnahmen der Behörden