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30 Jahre nach Tschernobyl

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Vor genau 30 Jahren, am 26. April 1986, passierte das bis dahin Unvorstellbare. Die größte nukleare Katastrophe ereignet sich mitten in der Nacht in der Ukraine. Das Kernkraftwerk Tschernobyl explodiert nach einem Sicherheitstest und setzt damit große Mengen an radioaktiven Stoffen frei. Der Unfall wurde erst Tage später in Europa bekannt. Nach mehr als 2 Jahrzehnten leiden die Menschen in den betroffenen Regionen immer noch an den Spätfolgen dieser Verstrahlung.

Wie konnte es dazu kommen?

25. April 1986

Das Kernkraftwerk Tschernobyl gilt bis zur folgenschweren Havarie als eines der modernsten Kraftwerke der Sowjetunion. Am 25. April 1986 wird der Reaktor planmäßig für einen Test, der einen totalen Stromausfall simulieren soll, heruntergefahren. Nacheinander werden die Notkühlsysteme sowie weitere Sicherheitssysteme abgeschaltet. Durch eine erhöhte Stromnachfrage wird die Leistungsabsenkung aber unterbrochen und der Reaktor läuft mit geringerer Leistung konstant weiter.

In der Nacht sollte der Reaktor auf 25% seiner ursprünglichen Leistung heruntergefahren werden, doch es kommt plötzlich zu einem Leistungsabfall, in dem der Reaktor instabil läuft. Die genauen Gründe dafür sind bis heute nicht bekannt, es handelte sich aber möglicherweise um Bedienfehler oder einen technischen Defekt.

26. April 1986

Die anwesende Bedienmannschaft versucht die Leistung des Reaktors wieder zu steigern, indem sie die Regelstäbe aus dem Reaktorkern ziehen. Dieses Handeln stellt sich aber als fatal heraus.

Da es sich um einen graphitmoderierter Siederwasserreaktor handelt, steigt die Reaktorleistung sprunghaft auf ca. das 100-fache seiner Nennleistung an. Eine Notabschaltung des Systems schlägt fehl. Der Reaktorkern erhitzt sich bis zum Schmelzpunkt des Kernbrennstoffes und das Graphit beginnt zu brennen.

Durch den hohen Druck im Inneren des Reaktors kommt es am 26. April 1986 um 1.23 Uhr zur ersten, folgenschweren Explosion. Teile des Gebäudes werden beschädigt und das tonnenschwere Betondach wird weggesprengt. Brennelemente und Teile des Reaktorkerns werden in die Luft geschleudert. Kurz darauf kommt es zu einer weiteren Explosion.

Durch den Graphitbrand werden große Mengen an radioaktiven Stoffen in die Atomssphäre geschleudert. Radioaktives Jod 131 und Cäsium 137 werden durch den Wind über Russland, Weißrussland und ganz Europa verteilt.

Nachdem das Einpumpen von Wasser in den Reaktor fehlschlägt, werden Militärhubschrauber organisiert. Diese werfen Blei, Bor, Sand und Lehm ab um den Brand zu löschen die radioaktiven Emissionen einzudämmen.

Erst 10 Tage nach dem Unfall kann der Brand mit Hilfe von Stickstoff unter Kontrolle gebracht werden.

 

27. April 1986

Am 27. April 1986 wird in einem finnischen Kraftwerk eine stark erhöhte Strahlung gemessen. Nach ausgeschlossen werden konnte, dass die Strahlung aus einem finnischen Kraftwerk kommt, stammt diese „höchstwahrscheinlich aus einem Kraftwerk in der Sowjetunion“.

Die weiteren Schritte

Die Regierung lässt kurz darauf die ukrainische Stadt Pripjat evakuieren.

Einen Tag später berichtet die amtliche Nachrichtenagentur erstmals von einem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl.

Erst am 4. und 5. Mai holt man die Bewohner in einer 30-Kilometer-Zone um das havarierte Kraftwerk aus der Gefahrenzone.

Um zu verhindern, dass noch mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangt, wird bis zum Herbst 1986 ein sogenannter Sarkophag aus Beton um den Reaktor gebaut. 600.000 bis 800.000 Männer, auch Liquidatoren genannt, kämpfen darum, das Ausmaß dieser Katastrophe so gering wie möglich zu halten.

Der Sarkophag im das Kraftwerk sollte ca. 20 Jahre halten, doch bereits nach kurzer Zeit zeigen sich erste Schäden in der Betonhülle.

1997 beschließen die G7 Staaten den Bau einer neuen Hülle, die den havarierten Reaktor für 100 Jahre sicher umschließen soll.

Die weiteren Reaktoren in Tschernobyl liefen auch nach dieser unvorstellbaren Katastrophe noch einige Jahre weiter. Der letzte Reaktor wurde erst im Dezember 2000 abgeschaltet.

Obwohl es keine relevanten Studien zu den Spätfolgen nach Tschernobyl gibt, leiden viele Menschen in den betroffen Regionen an schweren Erkrankungen, wie z.B.: Schilddrüsenkrebs, anderen Krebsarten und Missbildungen.

Der Zivilschutzverband fordert Ausstieg aus der Atomenergie

Für den Zivilschutzverband ist Strahlenschutz eine sehr wichtige Aufgabe, eine noch viel wichtigere ist allerdings der Ausstieg aus der Atomenergie, weil man das gefährliche und lebensbedrohende Restrisiko der Kernenergie nie in den Griff bekommen wird.

Die EU-Ländern und ost- und mitteleuropäischen Staaten müssen damit aufhören, die bedrohliche Kernenergie und die Atomkraftwerke als unantastbar hinzustellen. Tschernobyl und Fukushima zeigen uns immer wieder, wie gefährlich und unberechenbar Kernenergie ist.

Die einzige Möglichkeit, sich von den fossilen Energieträgern abzukoppeln, sind die erneuerbaren Energien, sie sind zugleich die optimale Alternative zur lebensgefährlichen Kernenergie. Mittel- und langfristig muss - wie es die Pläne zur Energiepolitik in einigen EU-Ländern bereits vorgesehen - der Ausstieg aus der Atomenergie als wirksamste vorbeugende Zivilschutzmaßnahme das Ziel sein.

 

Weitere Infos:

Strahlenschutz Ratgeber

BM.I Strahlenschutz Ratgeber

 

Bild: © Kurt Michel / PIXELIO

www.pixelio.de

 

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